Jan „Harry“ Schröder ist der große Pechvogel bei Handball-Oberligist SF Loxten. Der 27-Jährige erzählt, wie er seinen zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines Jahres erlebt hat, wie er sich derzeit fühlt und wer ihn aufbaut.
veröffentlicht 17.08.2022 um 19:00 Uhr
Harry, Ihre Stimme klingt bedrückt. Wie geht es Ihnen?
JAN SCHRÖDER: Ganz ehrlich: In der letzten Woche ging es mir gar nicht gut. Ich habe viel geweint, die ganze Sache ging mir wirklich sehr nah. Ich muss sagen, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben mit etwas überfordert gefühlt habe.
Können Sie sich an die Situation erinnern, in der das Unglück passiert ist?
Es war in einem Trainingsspiel, in den letzten zwei, drei Minuten. Ich bin in der zweiten Phase auf die Abwehr zugelaufen, habe zum Wurf angesetzt und dann einen Kontakt von vorne gekriegt. Natürlich wollte ich verhindern, dass ich auf dem Rücken lande. Dabei hat es im Knie knack gemacht.
Was waren ihre ersten Gedanken in diesem Moment?
Scheiße! Das Knie ist sofort dick geworden. Ich bin direkt raus und wusste: Da ist irgendwas.
„Ich war nach dem einen Jahr Pause wieder richtig gut drauf“
Ein Kreuzbandriss?
Daran hätte ich niemals gedacht. Ich war nach dem einen Jahr Pause wieder richtig gut drauf und so fit wie nie zuvor. Als ein paar Tage später die Diagnose kam, war das wahrscheinlich die schwierigste Situation meines Lebens.
Die Frage, die sich nun alle Handballfans im Altkreis stellen: Hat Jan Schröder Kraft genug für ein zweites Comeback?
Ich werde mich jetzt erst mal wieder operieren lassen und die Reha voll durchziehen. Alles weitere wird man sehen.
Haben Sie auch schon Mal ans Aufhören gedacht?
Gar nicht, ganz ehrlich. Mein allerbester Freund Martin Fuhsy (Fußballer beim SC Herford, Anmerkung der Redaktion) hatte in seiner Karriere schon drei Kreuzbandrisse und einen Knorpelschaden im Knie und ist heute besser in Form denn je. Das freut mich zu sehen und zeigt mir, was trotz so einer schweren Verletzung möglich ist.
„Es gibt Tage, da bin ich total leer im Kopf“
Was ist momentan schlimmer für Sie: der seelische oder der körperliche Schmerz?
Der seelische, ganz klar. Es gibt Tage, da bin ich total leer im Kopf und kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Es wird wahrscheinlich auch noch ein paar Wochen dauern, bis ich damit klarkomme.
Wer baut Sie in diesen schweren Momenten auf?
Meine Familie und meine engsten Freunde natürlich an erster Stelle. Aber auch von Loxtener Seite bekomme ich unheimlich viel Zuspruch. Vorstand, Trainer und die Jungs aus der Mannschaft – dauernd ruft jemand von denen an und fragt, wie es mir geht. Wie sich der Verein in dieser schwierigen Situation um mich kümmert, ist echt Eins plus, das ist keine Selbstverständlichkeit.
Wenn Sie Manager oder Trainer in Loxten wären, würden Sie jetzt noch einen Spieler nachverpflichten, quasi als Ersatz für sich selbst?
Ich würde mich umschauen, ganz sicher. Die Saison ist sehr lang und das Verletzungspech hat mit den Ausfällen von Simon (Schulz), Jonas (Zwaka) und mir schon wieder ordentlich zugeschlagen. An 32 Spieltagen kann viel passieren.
Was trauen Sie der Loxtener Mannschaft unter diesen Voraussetzungen in der kommenden Saison zu?
Wir haben immer noch eine sehr gute, eingespielte Truppe. Das Klima in der Mannschaft ist top. Die Situation trifft uns hart, trotzdem sage ich: Uns muss man erst mal schlagen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Philipp (Harnacke) in dieser Saison wieder mehr Verantwortung übernimmt und richtig durchzieht. Ganz oben mitzuspielen wird schwer, aber das obere Mittelfeld sollte drin sein.
Das Interview führte Christian Helmig